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Rezension: Kulturtechniken: Gartenkunst und Gartenhandwerk (Broschiert)

"Tropiaria Helvetica" wird von der "Schweizer Gesellschaft für Gartenkultur" herausgegeben und erscheint einmal jährlich. Thema des Jahres 2010 waren "Kulturtechniken"- Gartenkunst und Gartenhandwerk.

Das Buch enthält sieben eloquente Aufsätze von Autoren und Autorinnen, die sich von Berufs wegen mit dem Thema intensiv auseinander setzen. Das gilt für die Landschaftsarchitektin der ETH Zürich (Institut für Landschaftsarchitektur) Claudia Moll ebenso, wie für Dr. Annemarie Bucher und Dr. Johannes Stoffler von der Redaktion "Topiaria Helvetica" und alle anderen Verfasser der zehn Gartenbetrachtungen.

Die Diplomingenieurin Sandra Hilgert befasst sich in ihrem Aufsatz mit der Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt und teilt dem Leser mit, dass das 19. Jahrhundert als die Blütezeit der Kulturpflanzenvielfalt gilt, denn zu keiner anderen Zeit wurden so viele verschiedene Varietäten von Kulturpflanzen (speziell Gemüse) angebaut.
Hilgert definiert Kulturpflanzen als von Menschen angebaute Gewächse, die in erster Linie der Ernährung dienen. Die Autorin befasst sich in ihrem Aufsatz des Weiteren mit der Gartenbaupresse und Gartenbaugesellschaften, dem Saatguthandel und dem Saatgutrecht im historischen Kontext sowie der Geschichte der Saatgutunternehmen. Erwähnt wird auch der erste Samenkatalog Deutschlands, der aus Erfurt stammte. Meine ostpreußische Großmutter berichtete mir, dass bereits ihre Großmutter Saatgut aus Erfurt bestellte und mit diesem hochzufrieden war.

Dass durch historische Gartenanlagen Geschichte vermittelt und auf besondere Art und Weise nachvollziehbar gemacht wird, bleibt auch nicht unerwähnt. Es stimmt, als Orte der Erinnerung und der menschlichen Kulturgeschichte nicht nur das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, sowie gesellschaftliche und politische Verhältnisse dokumentieren, sondern sie sind auch Abbilder historischer Strömungen in der Gartenkunst, Architektur und bildenden Kunst und haben zudem wichtige Funktionen im Hinblick auf das Orts- und Landschaftsbild.

Es ist natürlich nicht möglich auf alle 10 Beiträge des Buches im Rahmen der Rezension einzugehen. Erwähnen aber möchte ich den Aufsatz über "Wegebautechnik und Bauforschung in historischen Gartenanlagen anhand ausgewählter Beispiele" von der Diplomingenieurin Anita Drexel. Sie macht deutlich, dass Wege als Elemente der Gartenkunst und funktionale Elemente der Gartenunterhaltung stets Veränderungen unterworfen waren und sind. Dabei stellen die Wegführung, die Farbe der Wegedecke, die Art der Wegränder den eigentlichen optischen Reiz der Wege dar. Interessant zu lesen ist die kurze Darstellung der Wege, Bau- und Kulturgeschichte die Geschichte der Gärten. Hier wird man in der Folge mit der entsprechenden Theorie und Praxis vertraut gemacht, liest von Kieselmosaiken und anderem mehr und gewinnt ein Auge für all das, was man zuvor nur am Rande wahrgenommen hat.

Den Aufsatz über die Technik der Wasserkunst der diplomierten Landschaftsgärtnerin Dunja Richter habe ich mit großer Neugierde gelesen und zwar im Hinblick auf die Gärten von Versailles und den Park Wilhelmshöhe in Kassel, dessen Kaskadenanlage auf einem ikonografischen Programm beruht, über das man auf Seit 51ff Wissenswertes erfährt.

Dr. Clemens Alexander Wimmer informiert über die Geschichte der "Hippe", bei dem es sich um ein Spezialmesser mit einer 5-15 cm langen Klinge handelt, das bereits die Kelten kannten. Die Hippe wurde im Weinbau schon im 18. Jahrhundert durch Traubenscheren und im 19. Jahrhundert im Gartenbau von der Gartenschere verdrängt, (vgl.: S.66).

Auf den letzten Seitens des Heftes lernt man einige offene Gärten, die man zu bestimmmten Zeiten besichtigen kann, kennen. Des Weiteren werden einige bemerkenswerte Gartenbücher vorgestellt, zu denen man Gelegenheit hat, jeweils eine Rezension zu lesen. Die Rezension, die Annemarie Bucher zu Orsennas "Porträt eines glücklichen Menschen" verfasst hat, ist sehr gut. Das Buch kenne ich. Dazu habe ich vor Jahren selbst eine kleine Rezension geschrieben.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass die Aufsätze eine Fülle an Fußnoten enthalten. Mit Bildmaterial wurde sparsam umgegangen. Schwerpunkt des Magazins sind eindeutig die exzellenten Texte.

Empfehlenswert.

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