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Rezension: Die geheimen Gärten von Sussex & Kent- Barbara Segall/Clive Boursnell-Gerstenberg


Dieses traumhafte, reich bebilderte Gartenbuch ist ein mehr als nur zufriedenstellender Trost für die Wintermonate aller Gartenfreunde (m/w). Barbara Segall, die für die Texte in diesem Bildband zuständig ist, ist eine namhafte Gärtnerin, Gartenautorin und Bloggerin. Ihre Artikel erscheinen in bekannten englischen Zeitschriften. Darüber hinaus ist sie Herausgeberin von "The Horticulturist", einer dreimal jährlich erscheinenden Fachzeitschrift für Gärtner. 

Die wunderschönen Fotos für das Buch hat der renommierte Fotograf Clive Boursnell realisiert. Er ist Sachverständiger für Fotografie bei der Royal Horticultural Society und unterrichtet an der Oxford Brookes University. 2018 wurde er mit der British-Empire- Medaille geehrt. 

Vorgestellt werden 20 grüne Oasen in den Grafschaften Sussex, Kent und Surrey. Barbara Segall hat alle Gärten besucht und mit ihren Besitzern gesprochen und konnte feststellen, dass sich in jedem der Gärten die Kreativität und Liebe der heutigen und vormaligen Besitzer zu den Pflanzen und dem jeweiligen Ort ausdrückt. 

Beim ersten Durchblättern ist man zunächst von den wunderschönen Gartenbildern beeindruckt und vertieft sich in die Pflanzenkompositionen, um den Geist der Gärten zu erspüren. Voller Neugierde befasste ich mich zunächst mit dem 2. Garten. Es handelt sich um "Arundel Castle in West Sussex", wo ich bereits zwei Mal war. Man liest zunächst etwas über die Geschichte des 16 Hektar großen Gartens, um dann zu erfahren, wie und was der dortige Chefgärtner Martin Duncan gestaltet. Es sind mannigfaltige Projekte, die er mit großem Geschick umsetzt. Davon kann man sich im Text und den Fotos ein Bild machen. Das Blütenmeer im Frühling an den Wehrmauern muss ein Traum sein und bricht die Härte, die von diesem Gestein ausgeht auf friedliche Weise. 

Man lernt stets die GärtnerInnen der vorgestellten Gärten kennen, so auch Donald und Charlotte Mollesworth, die seit 1983 auf den 0,6 Hektar in Balmore Cottage gärtnern. Die beiden vermeiden Neues zu kaufen. Dies sei ihre Art, Mutter Erde zu helfen. Ihr Garten schwelge in grünem und silbrigem Laub und die Staudenblüten folgten keinem bestimmten Farbschema. Nur beißen sollten sie sich nicht, so die Akteure. Zwei Drittel ihres Gemüse- und Obstbedarfs bauen die beiden selbst an. Charlotte, die ehemalige Kunstlehrerin sagt: "..keinen Rückwärtsgang… wir haben nie darüber nachgedacht, wie man ihn in einen pflegeleichten, altersgerechten Garten verwandeln könne." Das ist die richtige Einstellung. Nur so bleibt man jung. Jung genug für Gartenarbeit.:-))

Ganz nach meinem Geschmack auch ist "Boyton Cort" in Maidstone, Kent. Hier tragen alte Olivenbäume zum mediterranen Flair bei und eine Lavendel-Böschung verstärkt und unterstreicht diesen mediterranen Aspekt. So liest man, dass im Hochsommer zwischen wilden Möhren, Cosmeen und Verbenen, Fackellilien und Nelken aufprunken. Traumhaft. 

Unmöglich über all die schönen Gärten, die im Buch gezeigt werden, im Rahmen der Rezension etwas zu schreiben… 

Sehr spannend ist die Geschichte von "Long Barn", Sevenoaks in Kent. Es handelt sich dabei um den ersten Garten, den einst die berühmte Vita Sackville-West und Harold Nicolson anlegten. Die heutigen Besitzer erwarben den Garten 2007, behielten das Grundgerüst des Gartens bei, erlaubten sich jedoch bei der Bepflanzung Freiheiten, ohne die ersten Gestalter zu vergessen, Das Ergebnis ist atemberaubend. Einige der Besucher würden jedes Jahr in Tränen ausbrechen, so bewegt sind sie offenbar. Das glaubt man gerne, beim Anblick der Bilder bereits. 

Der 17. Garten, den man im Buch besichtigen kann, ist übrigens der "Hannah Peschar Sculpture Garden." Die 2021 verstorbene Künstlerin hat gemeinsam mit ihrem Mann einen der ältesten Skulpturgärten im Südosten Englands angelegt. Die Ausstellungen sollen die britische Skulptur-Szene verändert haben. Das ahnt man bereits, wenn man die Bilder betrachtet. 

Gefallen hat mir das Zitat von Maurice Foster: "Ich kann in meinem Garten stehen und in der Mitte der Welt sein". Der moderne Pflanzenjäger ist seit 1970 auf der "White House Farm", Sevenoaks in Kent aktiv. Er hat gemeinsam mit seiner Frau ein Paradies geschaffen, das wirklich fasziniert.

Alles in allem ein sehr schönes Gartenbuch, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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