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Rezension: Sissinghurst-Der Traumgarten-Tim Richardson-Gerstenberg


Der Historiker und Autor Tim Richardson, dessen Spezialgebiete Gärten und Kunst sind, hat gemeinsam mit dem renommierten Fotografen Jason Ingram und dem Landschaftsdesigner Dan Pearson dieses wundervolle Gartenbuch auf den Weg gebracht. 

Dabei nimmt der Autor die Leser mit auf eine Tour durch die Gartenräume des historischen Landsitzes #Sissingshurst in der Grafschaft Kent, deren Schöpfer Vita Sackville-West und Harold Nicolson waren, die das Anwesen 1930 kauften. Der Garten soll für die beiden Intellektuellen ihr Lebensprojekt gewesen sein, ein Ausdruck ihrer unkonventionellen Liebe und ihrer Weltanschauungen. Wissen sollte man, dass es für Vita keinen grundlegenden Unterschied zwischen Schreiben und Gärtnern als kreative Beschäftigung gegeben hat. 

Nach dem Tod des Paares ging Sissinghurst 1967 an den National Trust über. 

In der angeführten Chronik von Sissinghurst hat man Gelegenheit sich einen Überblick zu verschaffen, was sich im Laufe der Vergangenheit aber auch seither getan hat und lernt alsdann in diversen Kapiteln die bemerkenswerte Gartenanlage in umfangreichen Texten und wunderschönen Bildern näher kennen. Dabei ist Kapitel 3 dem Rosengarten gewidmet. Hier werden die Rosen der einzelnen Beete ausführlich erläutert. Sehr spannend, speziell für RosenliebhaberInnen. 

In den Ausführungen zum Frühlingsgarten liest man u.a., dass die Übergänge der einzelnen Gärten oft diffus erscheinen, doch genau dies den Charme und Charakter der Gartenanlage von Sissinghurst ausmachten. 

Entführt wird man u.a. in den Nussgarten, der sich als besonderer Lichtspender zeigt, auch in den Kräutergarten wird man mitgenommen und darf dort den Thymianrasen bewundern, dessen Duft man beim Lesen zu spüren meint. 

Traumhaft ist das Foto, auf dem Sumpfdotterblumen den Blick nach Norden über den von alten Eichen überwölbten Wassergraben leiten, aber auch der Blick auf die Dionysos-Statue in der Buchenhecke beeindruckt sehr.

LiebhaberInnen von Cottagegärten kommen auch auf ihre Kosten. In den Beeten dort dominieren Goldlack und Tulpen und in dem Obstgarten erfreut man sich zuallererst einer Rambler-Rose an einem Obstbaum. 

Kurzum: Allerorten Anmut und Schönheit, nicht nur zwischen Apfelblüten und Wasser. 

Der "Weiße Garten" ist gewiss der edelste. Für Vita war dieser Garten vor allem ein Juni-Spektakel. Heute, so liest man, erblüht er von März bis Juli. Welche Blumen es sind, die dort und anderenorts in der Gartenanlage von Sissinghurst erblühen, erfährt man ebenfalls, darf sich wunderschöner Fotos erfreuen und liest dann beispielsweise:

“Aus den grau-grün-weißen Wogen kommend tritt man hinter der Laube mit der "Mulliganii-Rose" zwischen die geordneter erscheinenden Buchs-Kästen mit wechselnden Pflanzenensembles: Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), Pyromaden-Milchsterne (Ornithogalum pyramidale) Silberblätter, Allium, Pfingstrosen, Königslilien, Jungfern im Grünen, Feinstrahl (Erigeron annus), Strahlen-Breitsamen und weiß blühende Sommerhyazinten (Galtonia cadicans)….“ 

Ein wunderbares, sehr inspirierendes Buch, das ich gerne weiterempfehle. 

Ach ja, nicht unerwähnt soll bleiben, dass auf den letzten beiden Seiten ein bemerkenswertes Bewusstseinsstrom-Gedicht von Tim Richardson, verfasst am 1.Juli 2019,  abgedruckt ist. Es endet mit den Zeilen:

der fenchel flirrt
burgunderfarben und golden
die rosen und fingerhüte
sind verschwunden

die lilien  scharen sich
zusammen

engeln gleich glänzen
sie bis zuletzt.

Helga König

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