Die Autorin Dr. Renate Hücking und die Fotografin Marion Nickig beginnen ihr Werk nicht wie üblich mit einer Einführung, sondern stattdessen mit einer Einladung. Eingeladen wird zu einem Gartenspaziergang mit Goethe.
Wer sich mit dem großen Frankfurter Sohn etwas näher befasst hat, weiß um dessen Natur- und Pflanzenliebe und wer schon einmal in Weimar war, kennt sicher die dortigen schönen Gärten des Dichters.
Das Buch ist in viele Abschnitte untergliedert. Alle sind reich bebildert und schenken dem Betrachter einen guten Eindruck von Goethes Gärten und deren Besonderheiten, aber auch von den Gärten seiner Weimarer Zeitgenossen. Textstellen aus Goethes Werken und Briefen, Gedichte, Rezepte, altes Gärtnerwissen, das aufgrund von hilfreichen Zusatzinformationen zu den einzelnen Pflanzen, Gartenthemen und – rezepten für die heutige Zeit umsetzbar wird, machen einen Teil des schönen Buches aus.
Zunächst erfährt man wie Goethe zum Gartenbesitzer wurde. Es war übrigens der 21. April 1776 als er in sein Tagebuch notierte "Den Garten in Besitz genommen". Gemeint ist damit der Garten an der Ilm, den man heute noch besichtigen kann, wenn man sein Gartenhaus besucht. Zauberhafte Bilder von diesem Garten und auch ein Foto des dortigen "Steins des guten Glücks" ließen mich lange verweilen, weil all das Gesehene mit vielen Erinnerungen verbunden ist.
Aufgeklärt wird man über die "Frankfurter Rose", über Spargel, den Goethe so sehr schätzte und den seine Mutter in Frankfurt in ihrem Garten schon anbaute. Über Veilchen und Malven, Dahlien, Nelken und andere Blumen, die in der Zeit der Weimarer Klassik schon geschätzt wurden, liest man Näheres und erkennt immer mehr, dass Goethe ein besonderer Adam im selbst erschaffenen Paradies war.
Man erfährt viel von Goethe in seiner Funktion als Gartengestalter, liest aber auch über die bürgerliche Gartenlust in Weimar generell. Herders Garten wird gezeigt, auch der Garten der Familie Kirms-Krackow, den ich übrigens ganz entzückend finde und immer mal wieder besuche. Dass Wieland vierzehn Kinder zu versorgen hatte, wusste ich bislang nicht, dass er deshalb einen großen Obst- und Gemüsegarten besaß, wundert eigentlich nicht, aber bei aller Versorgungsproblematik besaß er auch einen Rosengarten zur Erbauung.
Ich möchte an dieser Stelle nicht alle Zeitgenossen Goethes in Weimar benennen, die im Buch als Gartenliebhaber vorgestellt werden, sondern möchte stattdessen erwähnen, dass man auch sehr gut über den Wörlitzer und den Weimarer Park unterrichtet wird. Goethe und der Landschaftsmaler Professor Adam Friedrich Oeser entwickelten das Konzept zum Weimarer Park, der zwischen 1778-1828 entstand.
Nicht nur die Gartengeschichte um Charlotte von Stein, sondern auch jene um Christiane Vulpius ist kurzweilig zu lesen. Christiane mauserte sich übrigens zu einer besonders leidenschaftlichen und kenntnisreichen Gärtnerin, die für den Gartenliebhaber Goethe zum Glücksfall wurde. Sehr interessant sind Christianes Briefe aus dem Garten, die dokumentieren, was Goethe an dieser Frau hatte. Dass er ihr 1813 das Gedicht "Gefunden" widmete, zeigt wie sehr sie ihm am Herzen lag, auch wenn die Weimarer Gesellschaft dies anders gesehen haben mochte. War die Intellektualität die Gemeinsamkeit zwischen Charlotte von Stein und Goethe, so war es die Liebe zur Natur und dem Garten bei Christiane und ihm. Schlussendlich verbindet eine solche Liebe vermutlich weitaus tiefer, weil das Paradies ihre Basis ist.
Am Ende des Buches sind Goethes Lebensdaten aufgelistet, zudem auch Infos zu historischen Gärten in und um Weimar und eine Vielzahl von Pflanzenanbieter und Vereinigungen wie etwa die Rosensammlungen in Deutschland.
Ein sehr schönes Buch, das ich gewiss immer wieder gerne zur Hand nehme, wenn meine Goethe-Sehnsucht dies erfordert.
Empfehlenswert.
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