Vor geraumer Zeit wurde auf Arte eine Dokumentation über Hermann Fürst von Pückler-Muskau gezeigt, die mich so sehr begeistert hat, dass ich sie in der Folge dank der Arte-Mediathek auf Twitter und Facebook verlinkte, in der Hoffnung, dass weitere Gartenarchitektur-Interessierte Freude an der Dokumentation haben würden.
Den Namen "Fürst Pückler" kennen Kinder der gleichnamigen Eiscreme wegen. Vor der Wende wussten aber nur Gartenenthusiasten mehr über diese schillernde Figur, deren Anwesen weit im Osten Deutschlands noch heute für anerkennendes Staunen der Besucher sorgt.
Der arrivierte Fotograf Ferdinand Graf von Luckner hat ein traumhaftes Buch über die Gartenreisen des Hermann Fürst von Pückler-Muskau auf den Weg gebracht, das durch den Untertitel verdeutlicht, wo diese Reisen den Leser hinführen: "Auf den Spuren eines Exzentrikers durch England und Irland". Fotograf Ferdinand Graf von Luckner hat nicht nur die traumhaften Landschaftsaufnahmen für das Buch realisiert, sondern auch schöne Texte verfasst und zwar Briefe an den am 4. Februar 1871 verstorbenen Fürsten von Pückler-Muskau. Die Motive für das Verfassen dieser Briefe erfährt man in der Einleitung.
Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) war ein preußischer Standesherr, Generalleutnant, Landschaftsarchitekt, Schriftsteller und Weltreisender. Er schuf den berühmten Park in Muskau, der noch heute besucht werden kann. Der Lebemann mit einem nicht bürgerlichen Verhältnis zum Geld und einer Affinität zu Frauen ganz im Sinne Casanovas heiratete Lucie Reichsgräfin von Pappenheim, die ebenso wie er gartenfasziniert war und deshalb mit ihm gemeinsam Unsummen für das Parkprojekt in Muskau ausgab, bis schließlich nach sechs Jahren beider Vermögen aufgebraucht war.
Lucie machte ihrem Gatten deshalb brieflich an seinem Geburtstag einen Vorschlag. Sie bittet ihn sich von ihr scheiden zu lassen, damit er frisches Geld für das Gartenprojekt heiraten könne. Er willigt ein, weil beide Muskau retten wollen, ohne sich dabei zu verlieren.
Hermann Fürst von Pückler-Muskau reist nach England, um dort den Plan umzusetzen und schreibt Lucie Briefe, die er später auf Betreiben von ihr als Buch veröffentlichen wird. Die "Briefe eines Verstorbenen" werden ein Bestseller. Selbst Goethe ist angetan von dem neuen Reisebuchautor, der damals in diesem Metier erfolgreicher war als Heinrich Heine. Einige Briefauszüge lernt der Leser im Buch dann kennen.
Der erste Brief im vorliegenden Buch stammt allerdings von Graf von Luckner, er unterzeichnet pikanterweise mit L, sodass man fast meinen könnte die wiedergeborene Lucie habe die "L"-Briefe verfasst.
L schreibt an den vor langer Zeit Verstorbenen zunächst von seinem Besuch in Muskau und hier auch erfährt man, dass der Park heute unter dem Schutz der UNESCO steht. Bilder vom Schloss und dem Park schenken einen Eindruck vom Gesamtkunstwerk, denn als solches sollte man diese architektonische Meisterleistung begreifen.
Der dann folgende Briefauszug ist ein Werk von Hermann Fürst von Pückler-Muskau, verfasst am 28.12.1826 an seine Frau Lucie. Es ist eine Parkbeschreibung aus dem 9. Brief, den er ihr schrieb und zwar von Warwick Castle. Er schreibt kurzweilig, präzise und anschaulich und Graf von Luckner liefert Fotos dazu, die er am 22. Mai 2011 realisiert hat. L erzählt dem Verstorbenen von seinen Eindrücken, zeigt weitere Bilder und auf diese Weise lernt man in der Folge des Weiteren Hawkstone Park, Blenheim, St. James`s Park, Fountains Abbey, Studley Royal, Harewood Park, Powerscourt und Caher kennen.
Im Rahmen seines 16. Briefes beschreibt Fürst Pückler- Muskau seine Eindrücke im St. James`s Park und hier auch liest man versteckt Sozialkritisches: "Auf den langen Brettern schaukeln sich Mädchen und viele unnütze Brut wirft Steine gerade da ins`s Wasser, wo die Damen davor stehen, die natürlich so davon bespritzt werden, dass sie unwillkürlich gebadet, zu Hause eilen müssen. Diese Rohheit des englischen Publikums ist in der Tat sehr eigentümlich und die einzige Entschuldigung für die Inhumanität aller Wohlhabenden, mit der sie ihre reizenden Besitzungen so neidisch verschließen. Es ist aber auch möglich, dass diese Inhumanität der Reichen, die Rohheit und Bosheit der Armen erst hervorgerufen hat…“
Es ist schön, in diesem Buch zu stöbern, in dem ein Briefwechsel der besonderen Art die Bilderwelt begleitet und man beispielsweise liest “Mein lieber Pückler, wie gern wäre ich an ihrer Seite und zu ihrer Zeit an diesen Ort gelangt. Denn allein der Weg hinab ins Tal ist heute von ganz anderer Art, dass es mich eine Weile gekostet hatte, bis ich ihren Weg erahnen konnte. Denn der Blick, den Sie beschreiben, ist heute noch einer der spektakulärsten auf die Abbey…“
Das wunderbare Buch mit den vielen traumhaften Fotos endet sehr persönlich. Jetzt schreiben sich zwei Freunde, die sich über die Gartenreisen, wenn auch in unterschiedlichen Jahrhunderten näher gekommen sind. "Lieber Hermann, das Ende meiner Mission ist in Muskau erreicht…"
Dieser Brief wurde im November 2011 verfasst. Nun zeigt sich der Park auf den Fotos spätherbstlich.
Auf den dann folgenden Seiten erhält man sehr aufschlussreiche Besucherinformationen über den Schloßpark Muskau und die anderen beschriebenen Anlagen, versehen mit Kontaktdaten, so dass Reisen auf den Spuren der beiden Freunde aus unterschiedlichen Jahrhunderten einfacher fällt.
Sehr empfehlenswert.
Helga König
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