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Rezension:70 Parks und private Gärten zum Entdecken und Genießen (Gebundene Ausgabe)

Die freie Journalistin Konstanze Neubauer ist die Autorin dieses reich bebilderten Buches, das seitens der Bayrischen Gartenakademie herausgeben worden ist. Vorgestellt werden 70 Parks und private Gärten in Bayern. Dabei sind diese Paradiese im Buch in die Regionen Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken, Oberpfalz, Schwaben, Oberbayern und Niederbayern untergliedert.

Jeder Park und jeder Garten wird sehr informatiosreich beschrieben, immer wieder liest man Wissenswertes auch zum geschichtlichen Hintergrund der Parkanlagen.

Auch die zauberhaften Fotos, die die Texte begleiten, werden erläutert. In standardisierten Rubriken, genannt "Die Gartendetails", werden die genaue Anschrift und die Öffnungszeiten jeweils genannt.

Wie im Vorwort so treffend bemerkt wird, sind Gärten ein wichtiger Bestandteil der Kultur und stets auch ein Spiegel der Zeit. Das Buch macht begreifbar, dass jede Epoche ihre Spuren in der bayerischen Gartenlandschaft hinterlassen hat. Dabei muss man wissen, dass die Klöster mit ihren Nutz- und Heilpflanzen prägend für die Gartenkultur Mitteleuropas und damit auch Bayerns war.

Es ist natürlich unmöglich zu all den 70 Parkanlagen und Gärten im Rahmen der Rezension etwas zu schreiben und es ist unfair den einen oder anderen Garten hervorzuheben, denn jedes der Paradiese hat seinen speziellen Reiz. Doch es bleibt keine andere Wahl, als sich auf einzelne Gärten zu beziehen.

Natürlich war ich neugierig, welche Gärten ich bereits kenne oder schon einmal besucht habe und fand sogleich am Anfang im "Kurgarten Bad Kissingen" einen Ort, den ich vor mehr als 35 Jahren mit einer Freundin besucht habe, nicht wissend auf welch historisch interessantem Gelände ich mich gerade aufhielt. Der Garten, der älter ist als die Kurgebäude, die ihn umgeben, wurde von Baltasar Neumann 1740 mit prächtigen Baumreihen, Blumen- und Brunnenparterres entworfen und zu Zeiten König Ludwig I. von Bayern wurde die Anlage vervollständigt. Der 2,5 Hektar große Rosengarten wurde einst für die Bürger der Stadt angelegt, wohingegen der Kurgarten vormals nur von den Kurgästen besucht werden konnte. Die Bilder machen deutlich, welches Juwel Bad Kissingen hier besitzt.

Sollte ich die Stadt Nürnberg nochmals besuchen, werde ich es nicht verabsäumen, dort die Barock- und Hesperidengärten zu besichtigen. Die Hesperidengärten im Stadtteil nämlich sind eine Erinnerung an die barocke Gartenkunst Nürnbergs. Nach 1945 existierten nur noch einige Reste dieser vormals schönen Gärten, die in ihrer Grundstruktur nur noch im Hesperidengarten, Johannisstr. 47 erhalten war. Auch der Barockgarten Johannisstr.13 zählt zu den fünf Hesperidengärten. Dort übrigens gibt es einen Gartenpavillon aus dem Jahre 1720, in der man die Dauerausstellung "Die goldenen Äpfel in Nürnbergs Hesperidengärten" besichtigen kann. Der Garten aus Buchshecken, alten Steinputten, kleinen Brunnen und Bäumen bestehend, lässt den Besucher in eine Zeit eintauchen, wo die Uhren noch ganz langsam gingen und man sich die Zeit nahm, an Sonntagen den Blumen beim Wachsen zuzusehen.


Ganz zauberhaft und dabei sehr lehrreich ist der "Pfarrer-Heumann-Kräuterlehrgarten" in Herrieden -Elbersroth. Der von 1869-1918 lebende Geistliche war ein Pionier der Heilpflanzenmedizin, der in diesem mittelfränkischen Ort einst lebte und später in Nürnberg ein pharmazeutisches Unternehmen gründete.

Im Buch hat man übrigens auch Gelegenheit, sich über Freiland- bzw. Freilichtmuseen in Bayern zu informieren. In Bayern gibt es mehr als ein Dutzend davon. Man wird dort mit dem Leben, Wohnen, Arbeiten und Wirtschaften früherer Generationen vertraut gemacht, zeitgleich wird die regionale Vielfalt Bayerns in vormaligen Zeiten gezeigt.

Informiert wird man auch über den Sinn und Zweck botanischer Gärten, die die umfangreichen Pflanzensammlungen unserer Erde zu bewahren suchen. Wissenswertes über Landschaftsgärten wird dem Leser auch entgegengebracht, dessen Idee übrigens aus England stammt. Im Gegensatz zu den streng geometrischen Anlagen des Barocks mit gestutzten Eiben und Buchsbäumen wirken diese Gärten in ihrem sanften Geländerelief, den weiten Rasenflächen, Waldstücken, Baumgruppen und Solitärgruppen wie gemalt. Dieser Eindruck ist gewollt, denn im Idealfall soll sich der Spaziergänger wie in einem begehbaren Gemälde fühlen, (vgl.:116).


Horte der europäischen Gartenkultur waren, wie ich eingangs schon erwähnte, die Klostergärten. Sie dienten Jahrhunderte hindurch als Vorbild für Nutzgärten auf dem Land (Wurzgärten)und später für die Arzneipflanzengärten (Hortus medicus) an den Universitäten. Nur wenige Klostergärten haben die Zeiten überdauert, allerdings lassen historische Quellen Rückschlüsse zu, wie sie ausgesehen haben mögen.

Regensburgs "Englischen Garten" sollte man besuchen. Dieser Park vermittelt eine Illusion von Weiträumigkeit und macht ihn zu einem guten Beispiel der Gartenarchitektur des 19. Jahrhunderts. Der sich in dieser Stadt ebenfalls befindende "Herzogpark" soll wie ein kleiner botanischer Garten anmuten. Beide Gärten wurden im 18. Jahrhundert angelegt.

Man erfährt in der Folge Näheres über Kreislehrgärten und Allgemeines über Stadtgärten, die ein Symbol der öffentlichen Erholungseinrichtung geworden sind, liest auch zu barocken Schlossgärten Wissenswertes und lernt solche kennen, um sich schließlich vom Arneipflanzengarten in Ingolstadt einen Eindruck zu verschaffen, dessen Geschichte 1732 begann, als die medizinische Fakultät hinter dem Anatomiegebäude eine "Hortus medicus" einrichtete. Über Gärten dieser Art wird man wenig später ganz allgemein aufgeklärt und kann sich in eine Vielzahl weiterer bayerischer Paradies vertiefen.

Die Anschriften aller Gärten sind zum Schluss nochmals aufgelistet, so das einer Reise durch die dargebotene Gartenwelt nichts im Wege steht.

Ein wunderschönes, informatives Buch, das ich gerne empfehle.
 
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