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Rezension:Paradiese am Reiseweg: Niederländische Gartenträume (Gebundene Ausgabe)

Die Diplombiologin Dr. Susanne Paus und ihre Ehemann Peter Zweil sind beide leidenschaftliche Gartenfotografen. Im vorliegenden Prachtband stellen sie dem Lesern 23 der schönsten niederländischen Gärten sowohl textlich als auch visuell vor. Auf der ersten beiden Seiten hat man Gelegenheit auf einer Landkarte die von dem Fotografenpaar angesteuerten Orte genau zu fokussieren.

Die Gartenreise beginnt in Limburg, der südlichsten Provinz der Niederlande. Dort befinden sich die offenbar schönsten Gärten des Landes, neben einer Vielzahl von Burgen und Schlössern, die in eine abwechslungsreiche Natur- und Gartenlandschaft eingebettet sind. Man lernt u.a. den Ort Lottum kennen, der als das Zentrum der niederländischen Rosenzucht gilt, aber auch Maastricht und schließlich Schloss "Alden Bielsen", eigentlich eine Wasserburg, die von einem kunstvollen Französischen Garten und einem weiläufigen Englischen Park umgeben ist.

Das eingangs erwähnte Lottum trägt den Beinamen "Rosendorf", nicht zuletzt weil rund 90% der gesamten niederländischen Gartenrosen-Produktion aus der Region stammt. 20 Millionen Rosen werden jährlich dort gezogen. Der "Garten Verhegen" in Lottum ist ein Geheimtipp. Diesen Garten lernt man im Buch näher kennen und erhält nach einer ausgiebigen Beschreibung und vielen einladenden Bildern von Verheggens Paradies, wie später von allen anderen beschriebenen Gärten, die genaue Anschrift, die Öffnungszeiten und Ausflugstipps im Umfeld.

Die Autoren haben immer wieder kleine Zitate und Gedichte von bedeutenden Persönlichkeiten vergangener Zeiten einfließen lassen, um der Gartenimpression Zeitlosigkeit zu verleihen. In diesem Zusammenhang hat mich gefreut, dass man auch Hermann Fürst von Pückler- Muskau zu Wort hat kommen lassen, der gesagt hat: "Wer mich kennen lernen will, muss meinen Garten kennen, den mein Garten ist mein Herz."

Im "Kasteel Wijlre" widmen sich seit 27 Jahren Jo und Marlies Eijck ihrer gemeinsamen Liebe: Gärten und Moderne Kunst. Das Anwesen ist sehr gut beschrieben. Die Fotos verdeutlichen wie die Ziergärten sich labyrinthartig aneinander reihen und durch meterhohe Hecken abgeschirmt sind. Das moderne Hedgehouse, in dem ein Großteil der privaten Kunstsammlung untergebracht ist, fügt sich harmonisch in die barocke Gartenlandschaft ein. Im Innenhof des Kasteels sorgen meschengroße Stehaufmännchen für einen gelungenen Kontrast zur alten Pracht.

Es ist unmöglich an dieser Stelle auf alle 23 Gärten näher einzugehen und die Fotos zu beschreiben, die ihre jeweilige Besonderheit ausmachen. Beeindruckt haben mich das bühnenreife Meisterwerk "De Heerenhof" in einem Vorort von Maastricht und der Garten Janssen-Meyer in Diepenbeek. Bei Jannsen-Meyer fasziniert mich der lebendigen Wasserwelt mit üppigem Pflanzenwachstum. Dort gedeihen Seerosen und Hechtkraut besonders prächtig.

In Zonhoven, Limburg (B) besticht der "D`Zonhof" durch seine vielen edlen Blumen und durch sein vielschichtiges Grün. Besonders angetan bin ich von der Ritterspornparade. Man hat dort diesen wundervoll blauen Blüten ein eigenes Gärtchen mit einem hübschen ebenfalls blauen Hinweisschild eingerichtet.

In der Folge lernt man u.a. Gärten am Meer kennen. Zeeland ist die südwestlichste Provinz der Niederlande. In dieser Gegend kann man sich einer reizvollen Landschaft mit weiten Poldern, dem Meer, der schönen Strände, bemerkenswerter Deichabschnitte, vieler hübscher Orte und anderem mehr erfreuen. Vorgestellt wird u.a. die "Hofstätte Heuvelhof", wo sich verschiedene Gartenräume aneinanderreihen. Nicht zuletzt gehört auch ein mittelalterlicher Blumengarten und ein so genannter Knotengarten dazu. Ist gibt dort einen Wassergarten mit Giftpflanzen aber auch zauberhafte englische Rosen. Der Duft in diesem Garten muss besonders betörend sein.

Gelderland haben die Autoren auch besucht. Es handelt sich um eine Flusslandschaft mit unendlichen Obstplantagen und sehr anmutigen Gärten. Besonders angetan bin ich vom Reich der Malerin Ria Stam "Het Rhienderensfeld", die Hortensien zu ihren Lieblingsblumen gemacht und damit ganze Beete gefüllt hat. Um ihr kleines Landhaus herrscht Cottage-Atmosphäre. Dieser Garten wirkt sehr romantisch durch die Farbgestaltung. Nicht weit davon entfernt ist der "Huzarenhof" gelegen, dessen Grüntöne mich sehr faszinieren. Gibt es für all diese unterschiedlichen Grüntöne Namen? Ich kann es mir kaum vorstellen.

Nicht weit vom Ijsslemeer entfernt kann man den "Hortus Bulboor" bestaunen, ein Refugium für Tulpen, Narzissen und andere Zwiebelgewächse. Eine der dort blühenden Tulpen Sorten stammt aus dem Jahre 1595. Es ist interessant deren Geschichte zu lesen und in diesem Zusammenhang auch über das einst grassierende Tulpenfieber zu lesen und in diesem Zusammenhang von der "Semper Augustus", der einstmals teuersten Tulpenzwiebel.

Gefallen haben mir auch die Grachtengärten von Amsterdam. Auf engstem Raum spiegelt sich mehrere Jahrhunderte Gartenkultur wider. Hier möchte ich ein Zitat von Milchert, Gartenpraxis 11/1998 aus dem Buch zitieren, das sehr aussagekräftig ist: "Die Gärtchen waren kleine Bühnen des gesellschaftlichen Lebens. Der Hausherr stand mit seinen Gästen in der Betrachtung von Stauden und figürlich beschnittenen Kleingehölzen, während die Hausfrau zum Tee einlud und die Kinder im Sonntagsstaat einen eher unglücklichen Eindruck machten. Für die Hausangestellten war im Garten kein Platz mehr, es sei denn als Diener oder Gärtner" (S. 160)

Dieses Buch ist ein Fest für die Augen. Gartenliebhaber werden eine Menge Inspiration finden und immer wieder Freude an den Formen und Farben haben. Menander hatte Recht als er konstatierte: " Das Beste im Leben ist, Verständnis für alles Schöne zu haben."

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