Dieser Prachtband über "Alte Rosen" ist das ultimative Buchpräsent für Rosenliebhaber. Noch nie habe ich solch schöne Fotos von Rosen gesehen, wie in diesem Buch. Der Diplom-Designer Josh Westrich, der die visuellen Impressionen schuf, hat übrigens 1985 sein Studium an der Folkwangschule mit Prädikat abgeschlossen. Die künstlerischen Fotos werden von Texten des Rosenhistorikers Francois Joyaux begleitet. Er gilt seit drei Jahrzehnten als führende Autorität, wenn es um alte Rosen geht.
Joyaux berichtet zunächst ausführlich von den Rosen in der Antike. In diesem Zusammenhang liest man auch von ihrer Symbolhaftigkeit. So betrachteten die alten Griechen sie ursprünglich als übernatürliches Wesen u. a. glaubte man sie sei geboren worden als Aphrodite dem Meer entstieg. Bei den Griechen galt die Rose als Symbol für die Schönheit, die rasch vergeht. Insofern galt die Rose zeitgleich auch als Symbol für die Vergänglichkeit.
Der Autor führt in der Folge den Leser durch alle Jahrhunderte und erzählt sehr differenziert die Geschichte der Alten Rosen, derer sich auch der englische Dichter Milton in seinem "Paradise Lost" annahm. Man lernt die Rosen seit der Renaissance näher kennen, hier sind die Novitäten im 18. Jahrhundert besonders interessant. Die Einführung der China-Rosen brachte neue Farbtöne und Formen und außerdem eine großzügigere Remontanz als die alten Damaszener-Rosen.
Über die Kaiserin Josefine und ihre Liebe zu den Rosen wird man aufgeklärt und man erfährt Beeindruckendes über die Rosenkulturen im 19. Jahrhundert. Den Gang durch die Jahrhunderte lässt Joyaux mit einem Blick auf das Rosarium von Sangershausen enden, das einst in den Jahren 1898-1903 zum Leben erweckt wurde.
Die insgesamt 125 großformatig abgebildeten Rosensorten werden alle auf den letzten Seiten ausführlich erklärt. Meine Lieblingsrose ist die "Belle des Jardins". Diese Rose kam 1872 auf den Markt. Der Züchter Jean-Baptiste Guillot schuf diese Schönheit, die nur einmal im Jahr blüht. Um 1910 kürte die französische Gartenbaugesellschaft sie zu einer der schönsten Rosen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Blüte ist übrigens purpur-violett mit lilafarben überhauchten Streifen.
Eine der abgelichteten Rosen trägt den Namen "Goethe". Was hatte der Dichter mit Rosen zu tun? Man erfährt, dass dieser Gartenliebhaber sich insbesondere für Rosen interessierte, deren Proliferation er studierte. Gemeint ist das Auftreten einer zweiten Rose im Herzen einer Rose und mitunter sogar einer dritten Rose im Herzen der zweiten. Solche Rosen wirken fast unwirklich. Goethe gelangte zum Ergebnis, dass alles, was er beobachte, ein "Blatt" sei. Nach seiner Vorstellung waren all Organe der Blüte Blätter, die sich unterschiedlich entwickelt hätten. Diese Ansicht gilt noch immer als die letzte Weisheit. Grund genug eine Rose nach ihm zu benennen.
Die Großaufnahmen von Josh Westrich sind Kunstwerke, auf den man jede Einzelheit der abgelichteten Rose bzw. eines Rosenzweiges studieren kann. Jede Farbschattierung wird sichtbar. Sappho hatte recht als sie vor etwa 600 v. Chr. festhielt:" Wenn Zeus den Blumen/eine Königin geben wollte,/müsste die Rose/diese Krone tragen."
Wie eingangs bereits betont ist dieser Prachtband das ultimative Buchpräsent für Rosenliebhaber, aber nicht nur für diese, sondern für alle Menschen, die das Schöne lieben.
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